news148 deutsch/japanisch

 

 

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Liebe JAIG-Freundinnen und Freunde,

vom Winter hier in Deutschland …. mit einem grossen Sprung
und interessanten Bericht …. in den Sommer ….. nach „down under“!

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Wenn auch Australien derzeit unter Corona leidet, so koennen wir uns in Gedanken und einige Freunde in Erinnerungen in dieses schoene und aufregende Land begeben.

 

 

Nachdem wir uns in 2021 nicht treffen koennen, haben wir jedoch für 2022 den Termin schon fest eingeplant und zwar

news148 03 vom 06. bis 08. Mai news148 03

 wieder mit Moeglichkeit der frueheren An- bzw. spaeteren Abreise. Das Hotel Weisses Lamm hat diesenTermin bereits eingetragen. Bitte bei Eurer Urlaubsplanung fuer 2022 schon einmal beruecksichtigen. Nun koennen wir nur hoffen, dass sich bis dahin das ganze Corona Problem endlich doch erledigt hat.

Ein herzliches Dankeschoen fuer Eure Unterstuetzung und auch an die Verfasser der Berichte. Viel Vergnuegen beim Lesen wuenscht

Eure JAIG-Redaktion
Kuni, DF2CW und Erika

 

 


 

 

20 Jahre Smartphone-Zeitalter

#246 DG3IAD,7J1AOS Axel Schwab

news148 04Mit dem Launch des Panasonic P503i Hyper vor 20 Jahren startete am 26.1.2001* das Smart­phone-Zeitalter. Das P503i war mit nur 73 g das aller­erste handliche Mobiltelefon, das ueber ein groesse­res Farbdisplay verfuegte und herunterladbare und ausfuehrbare Java Apps (J2ME) ermoeglichte. Auf dem Telefon gab es uebrigens nur Platz fuer sieben herunterladbare Apps und das Limit pro JAR-File betrug 10 KByte. Ein Hauptvorteil war jedoch die Faehigkeit E-Mails zu empfangen und zu verschicken, was durch meine vielen Dienstreisen in Japan bei der taeglichen Verwendung im Geschaeftsalltag sehr praktisch war. Die Haelfte der Antworten auf E-Mails bestand meistens nur aus zwei Buchstaben: „Ok“. news148 05Auch gab es bereits einen Internetbrowser, der in der Anzeige nur durch das Display mit einer Auf­loesung von 120 * 160 Pixel etwas beschraenkt war. Al­lerdings gab es damals spe­zielle auf die Screens dieser i-Mode-Telefone optimierte Webseiten. Selbst ich hatte einmal solch eine optimierte Web­seite auf meiner priva­ten Homepage erstellt. Her­unterladebare i-Appli hatte ich 2001 eher selten genutzt, denn die Killer-App die ich zur Unterhaltung waehrend langer Zugfahrten gerne nutzte, war das fest eingebaute Tetris-Spiel.
Im Oktober 2001 brachte Panasonic mit dem P2101V uebrigens das erste „3G-Handy“ der Welt heraus. Es hatte dann auch eine Kamera (367 * 290 Pixel) fuer Videotelefonie und ein groesseres Display mit 176 * 220 Pixel. Durch die hoehere Datenuebertragungsrate (384 kbps im Downstream statt nur 9,6 kbps beim P503i) konnte man mit dem Smartphone nun endlich loslegen, allerdings nur einige wenige „Early Adopter“ im Stadtgebiet von Tokio und Yokohama. Erst 2004 kam es zum tatsaechlichen Durchbruch und die UMTS-Geraete fan­den in Japan eine groessere Verbreitung. Bis zum ersten iPhone 3G sollte es uebrigens noch vier weitere Jahre dauern.

news148 06Das erste Smartphone von Siemens durfte ich zwei Jahre spaeter im Februar 2003 mit mei­nen Kollegen der Weltoeffentlichkeit in Cannes vorstellen: Das Siemens SX1 hatte ein gros­ses Farbdisplay (176 * 220 Pi­xel), eine VGA-Kamera und so­gar einen Schlitz fuer Speicher­karten (MMC). Die Software (Symbian OS) wurde von Nokia lizenziert, die bereits im Herbst 2002 das 7650 heraus­brachten – das erste „Schieber-Telefon“ mit Kamera. Der Form­faktor des Siemens SX1 war im Vergleich unschlagbar und erreicht wurde dies u. a. mit einer Tastatur, die sich rechts und links vom Display befand. Im Auslieferzustand waren drei Spiele integriert, wobei Sitris eine Tetris-Version war, die man ueber Bluetooth sogar gegeneinander spielen konnte. Beruehmter und bei vielen in Erinnerung geblieben ist wahrscheinlich Mozzies, quasi das erste AR-Spiel (Augmented Reality), bei dem man Moskitos abschiessen musste, die in den von der Kamera aufgenommenen Videostream eingeblendet wurden.

news148 07Privat nutzte ich viele Jahre das Siemens SL55 und das SX1, da ich fuer diese 2002/2003 als Produktmanager bei Siemens Mobile Phones zustaendig war. Erst Anfang 2011 kaufte ich mir meine erstes privates iPhone 4 und bin der Marke Apple bis heute treu geblieben. Der Einstieg zu den Appleprodukten war bereits 2010 mit dem ersten iPad, das mein SIM­pad SL4 abloeste (WIN CE war wirklich ein Graus). Man muss Steve Jobs hoch anrechnen, dass er ein sehr gutes Gespuer hatte, die Entwicklung bestimmter Technologien so lange abzuwarten, bis sie ideal fuer ei­nen breiten Einsatz waren (z. B. kleine HDD fuers erste iPod, Touchscreen und grosse Dis­plays fuer iPhones und iPads).

Wie wird die Reise bei Smart­phones weitergehen? Hinsicht­lich Formfaktor und Gewicht fuer ein Diensthandy (nur telefonie­ren & E-Mail checken) ist mein iPhone SE mit seinen 113 g ideal – es entspricht uebrigens fast exakt dem gleichen Gewicht wie vom SX1 (116 g), denn schon damals war einer Tafel Schokolade das ungefaehre Gewichtsziel. Aktuell werden die Geraete eher wieder schwerer wegen noch groesserer Displays und besserer Kameras. Der Formfaktor meines privaten iPhone 11 Pro stellt in etwa das Maximale dar, was ich mir persoenlich bezueglich Abmessungen und Gewicht fuer ein Smartphone vorstellen kann (ein iPhone 6 Plus hat sich bei mir im Sommer 2016 verbogen). Der zusaetzliche Nutzen des grossen Displays beim Betrachten von Internetseiten und die Qualitaet der Kamera wiegen die Nachteile wie z. B. schnell ausgebeulte Gesaesstaschen gerade so auf. Persoenlich warte ich jetzt auf ein Nachfolgegeraet mit 6,1“ Display und einer Kameraqualitaet von mindestens dem jetzigen iPhone 12 Pro Max, idealerweise sogar noch besser. Vielleicht gibt es das ja schon im Herbst 2021 und falls nicht, auch kein Problem, dann warte ich eben noch ein weiteres Jahr. Auch aus oekologischer Sicht ist eine Nutzungsdauer von drei Jahren fuer ein Smartphone aus meiner Sicht geradeso vertretbar. Idealerweise wird ein gut ausgestattetes Geraet mit ausreichend Speicher dann noch einer Zweitverwertung zugefuehrt, die den endgueltigen Zeitpunkt fuer ein Hardware-Recycling nochmals um circa 2–3 Jahre nach hinten schiebt. Gluecklicherweise ist dies Dank der Update-Politik von Apple auch moeglich.

news148 08*Oft wird auch der 15.8.1996 als Beginn der Smartphone-Aera genannt, weil an diesem Tag die Auslieferung des Nokia Communicator 9000 begann. Dieser 400 g schwere Ziegelstein war aber eigentlich nichts anderes als die Kombi­nation eines Organizer bzw. PIM (Personal Digitial As­sistant) und einem Mobiltele­fon und mit einem Verkaufs­preis von damals 2700 DM kostete es ohne Inflationsausgleich so viel wie heute das teuerste Apple iPhone 12 Pro Max mit 256 GByte Speicher. Ein grosser Innovationsschritt war der Communicator damit nicht und als Be­sitzer eines HP 200LX, der auf MS-DOS 5.0 lief, war ein Umstieg nicht nur aus finanziellen Gruenden aus­geschlossen. Man muss auch bedenken, dass einfach die Killerapplikation fehlte, denn zwar gab es 1996 bereits das Internet und Browser wie der Netscape Navi­gator fuer Windows 95, aber die Nutzung des Internets, wie wir es heute kennen, war noch nicht wirklich im alltaeglichen Leben angekommen. Als Funkamateur hatte ich ausserdem schon zwei Jahre vor dem Communicator 9000 eine mobile Loesung fuer den BBS-Betrieb (Bulletin Board System). Zusaetzlich zu dem Organizer HP200LX war dies ein Baycom-Modem und ein Icom-Handfunkgeraet.

 


 

 

Unter VK2IAV in Australien
ueber eine Reise durch „Down Under“

#589 DL7KK VK2IAV Karl Protze

 

Es war 1974, also vor 31 Jahren: Als Besatzungsmitglied der Boeing 707 flog ich von Sydney nach Kuala Lumpur in 10 km Hoehe. Wir flogen damals genau ueber den roten Riesenstein in der Mitte von Australien, genannt Ayers Rock. Von dieser Hoehe sah der runde Fels, mit den Ausmassen 8 mal 4 km und 348 Meter hoch, recht be­eindruckend aus und hatte seine eigene Aesthetik. Damals nahm ich mir vor, ihn un­bedingt auch von der Erde aus anzusehen.

news148 092004 starteten wir dann unsere ersten Planungen fuer unsere laengere Reise durch Australien.
Sydney, Melbourne und Darwin waren mir schon von frueher ein Begriff. Ayers Rock und das „Great Barrier Reef“ sollen ein wichtiger Bestandteil der Reise sein. Oft hatte ich kleine Riffs von oben gesehen. Doch dieses riesige Riff, einzigartig auf der Welt (ueber 2000 km lang) muss man unbedingt mal sehen.

So stand dann Ende 2004 unsere Reiseroute endgueltig fest.
Flug von Frankfurt mit Stopp in Singapur nach Sydney im Sueden von Australien. Nach ein paar Tagen dann mit dem Camper die Ostkueste Australiens entlang ueber Rockhampton, Brisbane nach Cairns, im Nord-Osten. Abstecher zum Great Barrier Reef. Mit dem Flugzeug nach Alice Springs in das „rote“ Zentrum Australiens. Mit dem 4X4 durch das „Rote Land“ ueber Glen Helen und Kings Canyon nach Ayers Rock und den Olgas. Und dann weiter mit dem Flugzeug nach Perth an der West­kueste. Dort mit dem Pkw kurze Ausfluege in die naehere Umgebung. Und schliess­lich von Perth wieder zurueck ueber Singapur nach Frankfurt.

Eine Frage war nun noch offen. Mit oder ohne Funkgeraet? Bei einem erlaubten Kof­fergewicht von zweimal 20 kg war es eigentlich schon ausgeschlossen. Doch meine XYL meinte, es waere doch schade, so ganz ohne Funkgeraet in dieser doch teilweise abgelegenen Gegend.

Naja. So fing ich an Checklisten und Zeichnungen ueber Funkgeraete-Teile aufzustellen und danach mit der Digital-Kuechenwaage die Teile zu wiegen.

Nach 45 Jahre Amateurfunk und auch kommerzieller Erfahrung auf dem HF- Gebiet war die Geraetschaft schon klar. DX 70, Tuner, Netzteil, Lambda- Viertel Vertikal mit Halterung. Dipol fuer 15m und 20m, Werkzeug mit Kleinteile usw.
Dann kam der Schock. Alles brachte 9449 Gramm auf die Waage.

news148 10Aufstellung: Angaben in Gramm:
DX70 2500, Mike 146, zwei An­tennenkabel (10 u. 4 Meter lang) u.12 Volt DC Anschluss 1106, DC-Kabel Autostecker 53, Tuner 854, Mini-Multimeter 142, Kopfhoerer 66, 20m Dipol 179, 15m Dipol 147, Div. Werkzeug (Zange, Seitenschneider, Schraubenzieher usw.) 524, Abspannseil-Nylon 50 Meter 146, Netzteil 1209, Zwinge 289, Brett 307, Antennenfuss 392, sie­ben Staebe Vertikal 435, Netzkabel 954.
Unmoeglich.

Also lautete die Devise „abspecken“. Die Vertikal funktioniert eh nur richtig mit einer guten Erde. Ich erinnerte mich an eine Geschichte, erzaehlt von meinem ehemaligen Arbeitskollegen Juergen Graaff, spaeter Geschaeftsfuehrer der Telefunken Sendetechnik:

Telefunken lieferte in den 60er Jahren eine Kurzwellen-Vertikal-Antenne nach Sines in Portugal. Als der 250 Kilowattsender mit der Antenne arbeitete gingen Beschwerden ein, dass die Sendungen kaum zu hoeren seien. Mein Kollege pruefte vor Ort die gesamte Sender-Anlage, auch in Absprache mit Kollegen aus Darwin, Australien, die bei Ihrer Antenne ein aehnliches Problem hatten, konnte aber keinen Fehler feststel­len. Zurueck in Deutschland besprach er das Problem mit Herrn Buschbeck von der Entwicklungsabteilung und Antennenspezialist. Er ist der Erfinder des Buschbeck -Instrumentes auch bekannt als Kreuzzeigerinstrument mit dem entwickelten Messkopf dazu. Er fragte nach dem Erdnetz der Antenne. Es stellte sich heraus, dass es ein sehr einfaches gab. Fuer ihn war dann die Sache klar. Bei einem Viertelwellenstrahler ohne Erde, strahlt bis zu 50 % der Leistung direkt in die Erde und geht verloren, welches er auch rechnerisch belegte. Nachdem ein aufwendiges Kupfer-Erdnetz ge­legt worden war stieg auch kraeftig die Feldstaerke an.

Dies deckte sich auch mit meinen Erfahrungen. Von der Westkueste Portugals als CT1/DL7KK oder von Fuerteventura als EA8/DL7KK ging das alles sehr gut mit den Wassermassen als gute Erde. DL7MP hoerte mich mit dem Viertelstab und Tuner in Berlin mit S9, doch aus Arizona als W7/DL7KK war das Signal nur noch mit CW und S1 zu hoeren.

Also Stabantenne, Halterung und Tuner weg.
Beim Dipol waren die Halterungen einfach. Die Anschluesse wurden aus echtem al­ten Pertinax von DL9KL gefertigt. Und sogar eine eindeutige Richtwirkung ist vorhanden.
Ausserdem hat der Dipol fast immer ein gutes Stehwellenverhaeltnis.

Hier noch ein Zitat von Manfred von Ardenne aus seinem Buch, Ausgabe 1928 “Empfang auf kurzen Wellen“:
„Die mit der Erdung verbundenen Schwierigkeiten lassen sich zum grossen Teil um­gehen, wenn so genannte Dipol-Antennen benutzt werden, die aus zwei genau gleich langen symmetrisch verlegten Draehten bestehen. Durch die Symmetrie dieser Antenne gegen Erde laesst sich jede Beruehrungsempfindlichkeit bei der Abschirmung vermeiden. Ein weiterer Vorteil solcher Dipol-Antennen besteht darin, dass die Zuleitung keinerlei Schwingungen aufnimmt. Die eigentliche Antenne kann entweder flach auf einem Dach oder auch schraeg nach oben verspannt werden“.

Ein Dipol fuer das 40 m-DX Band fertigte ich nicht an, da der Empfaenger vom DX70 fuer echte 40m DX-Verbindungen „leicht“ ueberfordert ist.

Das 220/14 Volt Schaltnetz, eine Meister-Ingenieursleistung in Gewicht und Aus­masse (solche kleine, leichte und absolut HF-dichte Ausfuehrung habe ich noch nie im Handel gesehen) von Josef DJ9YN, blieb auch zurueck. Argument: die 12 Volt Batterie wird immer ueber das 220 Volt angesteckte Netz vom Camper Platz gepuf­fert. Somit gibt es auch kein Zeitlimit.
Ein Anschluss fuer die 12 Volt Borddose (20 Ampere abgesichert) baute ich mir auch. Ich kann aber gleich schon sagen: dieses Ding war Unsinn. Die Bordsteckdose geht nur bei laufendem Motor. Man kann sich halt auch mal irren.

Und so ging die Minimierung weiter bis ich bei 5491 Gramm war. Ohne Schweizer Messer, Papier und Bleistift. Im Nachhinein denke ich, dass man das Werkzeug und das Abspannseil auch in Australien haette kaufen koennen (812 Gramm).
Die Stehwellen-Messbruecke, ihr kennt alle die uralte japanische Box, mit zwei klei­nen Instrumenten und PL-Anschluessen an den Seiten, ging mit.
Mit dem festen Vorsatz eine neue kleine Box zu bauen, nur mit einem kleinen Kreuz­zeigerinstrument, wenn ich zurueck aus VK bin. Man kann ja nie wissen mit dem SWR; und der DX 70 hat kein SWR- Meter, aber sonst ist er prima fuer solch ein geplantes Unterfangen. Also mit 5 kg waren wir dabei. Zum Glueck habe ich noch beide Dipole im Schnee in DL im Garten genau auf SWR 1:1 vermessen koennen. Viermal hoch- und runterziehen, dann hat es gestimmt.

news148 11Da es fuer Australien keine CEPT Lizenz gibt, wohl aber ein gegenseitiges Abkom­men, habe ich die noetigen Antragsformulare auch prompt vom DARC erhalten, mit der Ankuendigung mich auf eine Wartezeit von drei Monaten einzurichten. Also Ko­pie vom Pass, beglaubigte Lizenz, Form 57, VK Adresse und ein paar VK-Dollar und ein nettes Anschreiben nach VK abschicken, mit der Bitte um Zusendung nach DL.
Aber welche Ueberraschung, nach vier Wochen war die Lizenz vom Australian Government, Australian Communi­cations Authority mit dem Rufzeichen VK2IAV, gueltig fuer drei Monate, in DL. Die Sachbearbeiterin Chitra Jayawarde­na vom ACA Canberra wuenschte mir handschriftlich auf einem Beiblatt viel Spass in Austra­lien und viel Er­folg bei meinem Vorhaben. Das fand ich eine tolle Geste.

In Sydney angekommen wurden wir mit herrlichem Wetter belohnt.

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Sydney ist wirklich eine schoene Stadt. Der Hafen, die Bruecke und die Oper, einfach herrlich anzusehen. Wir hiel­ten uns hier 3 Tage auf. Nach der Uebernahme unseres Campers starteten wir unsere 4000 km Fahrt entlang der Ostkueste Australiens.

Die erste Funk-Station war am Strand von Lake Cathie, noerdlich von Sydney bei Port Macquarie. Der Camper-Platz lag direkt neben dem Pazifischen Ozean. Leider standen die grossen Eukalyptusbaeume nicht genau in Nord-Sued-Richtung. Und der Dipol schielte, da er in der Einspeisung keinen Balun hatte. Aus Erfahrung kann man mit einem Schielen von 15 bis 30 Grad zur heissen Seite rechnen. Mit dem heissen Ende nach Norden wurde wohl dann das Abstrahl-Diagramm richtig hingebogen. Die Baeume waren zwar hoch, aber ich merkte erst jetzt wie schwierig, es war, einen Stein mit der Abspannschnur hoch zu werfen. Acht Meter habe ich gerade geschafft, ohne mir etwas aus­zurenken. Und das nicht mit einem Versuch. Die Antenne hing dann gut. Das SWR war fast 1:1.
Ich hatte Glueck mit der Stromversorgung. Der zweite Akku fuer die Kuechenbeleuchtung, dem Kuehlschrank und der Wasserpumpe war von draussen ueber eine Klappe zugaenglich und zu zweidrittel herausziehbar. Beim Hardware Laden habe ich mir Unterlegscheiben, Muttern und Zollschluessel besorgt und direkt das 12V-DC Kabel an den Akku angeschlossen. Der DX 70 kam auf das Lenkrad, und ueber das SWR- Meter und dem RG 58 Kabel ging es zum Dipol. Spaeter wurde die Station auch schon mal draussen auf dem Campingtisch aufge­baut. Gehoert wurde mit Kopfhoerer (HiFi, Hi). Das war am 19.3.2005 nachmittags lokale Zeit.
Ich hatte Glueck. In VK lief ein Fieldday- Contest. Und so wurden meine Punkte willkommen geheissen. So konnte ich auf 20 m gleich ganz VK (VK1 bis VK 8) arbeiten. Als Vergleich:(Europa passt flaechen- maessig laessig in Australien rein). Neuseeland kam herein (ZL, ZK), etwas spaeter die Westkueste Amerika W6, W7. Durch Zufall hoerte ich WQ 7X in Phoenix Arizona. Ich bat ihn um Hilfe und er rief meinen Freund Ingo WA7KUM in Globe bei Phoenix an, mit der Bitte auf dem Band zu erscheinen. Das klappte auch.

Um 17:30 LT das war 0730 UTC glaubte ich es kaum. DL5RBW, Roger aus Muenchen mit seiner prima Station war mit S9 !!!! zu hoeren. Mein Signal war in Muenchen mit S7-8 zu hoeren. Und das auf dem Long Pass. Unglaublich. Roger rief noch Wolfgang DG9WS, meinen Koordinator in DL an und er erschien dann auch noch auf dem Band. Auch IK 3 XJL Mauro in den Dolomiten kam gut rein und wollte kaum glauben dass ich aus VK nur mit einem Dipol arbeite. Das war natuerlich fuer den ers­ten Tag ein Riesenerfolg. Das haette ich nicht gedacht.

news148 16Am 20.3. hoerte ich viele europaeische Stationen, kam aber nicht ran. Stationen aus Mittel-Ost und Nahost waren da, doch fuer mich zu schwach. Auch Stationen aus Sibirien bis nach Moskau waren mit starkem Signal zu hoeren, aber bei diesen Stationen hatte ich das Gefuehl der Sender war besser als der Empfaenger. Spaeter ging das Band Richtung Westkueste USA und Sued- Europa auf. So konnte ich gut spanische und italienische Stationen arbeiten.
Auch Hawaii ging. So um 1900 LT kamen die Japaner stark rein. Genuss war ein QSO mit Doc, JA3PFZ in Osaka, der ausgezeichnet Deutsch sprach.
Apropos Deutsch. Die Deutsche Runde von VK und ZL nahm mich sehr nett auf. ZL1TYC, Herrmann und VK3DV, Bernd (Ex- Berliner) und auch VK4BMI und VK4DAS. Sie waren fast jeden Tag auf dem Band und halfen mir auch zeitweise bei recht duennen Signalen die Verbindungen zu taetigen.
Aber wir mussten weiter Richtung Cairns und so packte ich alles zusammen und weiter ging es gen Norden.

news148 17Am 5.4., bei stroemenden Regen, versuchte ich noch mal mein Glueck auf 20m am „Rainbow Beach“ noerdlich von Brisbane. Die Antenne bekam ich nicht sehr hoch und obwohl direkt am Wasser gelegen, hielt ich nur einen Schnack mit der Deutschen Runde und mit VK2UW, der das Pacific Net bedient. Dort trafen wir auch in Cooloola Village, VK4IAB. Seine Station fiel mir durch seinen Beam im Garten auf. Bis hierher hatte ich auf unserer Fahrt keinen einzigen Amateurfunk-Beam ausmachen koennen. Die meisten Amateur­funker leben wohl abseits der groesseren Strassen.
Es ging weiter Richtung Fraser Island. Dies ist die groesste Sandinsel der Welt. Mit 122 km langem Strand auf der einen Seite, auf der anderen der feucht-tropische Regenwald und im Inselinneren Suesswasserseen mit Sandduenen.

Die naechste Funk-Station war Capricorn Caves bei Rockhampton (liegt zwischen Brisbane und Cairns). Trotz der 20 km im Landesinneren waren die Verbindungen Richtung Europa, Ostkueste und Westkueste Amerika, Japan und Neuseeland gut. Die Europaverbindungen gingen nur auf dem Long-Pass, Zeitfenster etwa andert­halb Stunden;news148 18 die Verbindungen auf dem Short Pass im etwas laengeren Zeitfenster nach Eu­ropa funktionierten nicht. Die Erklaerung scheint die zweifache Brechung der Radiowellen in Ostrichtung auf dem Wasser zu sein. Die Reflektion ist dort staerker als zweimal Brechung auf dem Land.
Auch das 15m Band war wenig aktiv, so dass ich fast ausschliesslich nur auf 20m in den von mir bekannten Zeitfenstern arbeitete. Dies deckte sich auch bis auf kleine Abweichungen mit den Vorhersagebedingungen.
Hier in Capricorn Caves, werden mir die zuschau­enden Kaengurus ewig in Erinnerung bleiben. Waehrend ich funkte, huepften die niedlichen Tiere um mich herum, zum Greifen nah, und lauschten den wohl fuer sie unbekannten Lauten.

news148 19Weiter ging es nach „Mission Beach“ suedlich von Cairns. Mittlerweile waren wir fast 3000km mit dem Camper gefahren und man hatte sich schon ganz gut an den „Lastwagen“ gewoehnt.
Von Mission Beach aus erreichten wir nach einer Stunde Schiff­fahrt endlich das Great Barrier Reef. Es war schoen dort zu Schnorcheln, die vielen bunten Fische und Korallen zu sehen, die kleinen Sandinseln und das glasklare Wasser zu geniessen.
Danach flogen wir noch mit einer Sportmaschine ueber das Riff und konnten das Riesenausmass des Riffs sehen. Auch die vielen, kleinen Inseln, die der Kueste und dem Riff vorgelagert sind, sowie die traumhaft weissen Sandstraende konnten wir bewundern.

Am „Wonga Beach“ noerdlich von Cairns Richtung Cooktown konnte ich wieder der Funkerei froenen. Diesmal war die Antenne direkt neben dem Strand zwischen 2 Palmen gut aufgehaengt. (Man merke: das Werfen mit den Abspannseilen ist bei Palmen ganz anders als bei Eukalyptusbaeumen). Ausserdem erwischte meine Frau zwei junge Deutsche, die sich das Abspannseil als Waescheleine abschneiden wollten.
Da wir an diesem idealen Strand etwas laenger Rast machten, war ich hier 4 Tage, immer nachmittags bis abends, auf dem 20m Band.
So konnte ich die ueblichen Stationen arbeiten. Rar war Afrika. Nur Suedafrika war da. Auch Suedamerika war sehr duerftig zu hoeren (war aber eigentlich klar: durch die Aufhaengung des Dipols und das schielende Abstrahldiagramm des Dipols zur Nordhalbkugel; was auch gewollt war). Alle anderen Gebiete waren gut zu erreichen. Zum Abschluss klappte es auch noch mit einer Deutschlandrunde. DK7GK aus Bregenz, DL6NH im Fichtelgebirge, DG9WS in der Lueneburger Heide und DK8PJ aus Bingen, kam gut an.
news148 20Und auch Adolf VK4DHF aus Kuranda. Kuranda, westlich von Cairns, ist bekannt fuer eine tolle Eisenbahnstrecke, die „Kuranda Scenic Railway“. Baujahr 1887, natuerlich jetzt erneuert. Sie geht von Cairns durch die Berge ueber Bruek­ken, Tunnel und Wasser­faelle nach Kuranda. Dort hat Adolf seine Funkstation. Von Kuran­da, zurueck Richtung Kueste, ist es moeglich die laengste Seilbahn der Welt zu benutzen. So betrachtet man den tropischen Regenwald von oben.

Nach allen hier und frueher gemachten Erfahrungen packte ich die Funksachen zusammen und entschied, im Landesinneren nicht QRV zu sein.
Da es im Landesinneren keine grossen Wasserflaechen gibt, also im Durchschnitt etwa 18 dB an Empfangsfeldstaerke dort fehlen muesste, hatte es also keinen Zweck von Ayers Rock qrv zu sein. Ich haette doch nur VK- und ZL-Stationen gehoert (vielleicht einige Ausnahmen bei viel Zeitaufwand). Mit dem Dipol ist man da doch limitiert, trotz einigen Erfahrungstricks, sei es auf der Stationsseite oder der opera­tionellen Seite.

news148 21Auf dem Camper Platz „Wonga Beach“ traf ich Rob, keinen Funker. Aber da sein verstorbe­ner Schwiegervater, ein eingewanderter Deut­scher, auch die Amateurfunklizenz besass, hatte Rob schon gute Kenntnisse ueber unser Hobby. Rob bekam fast die ganze Funkaus­ruestung ausser den DX 70 und dem SWR Meter (es sparte wieder 2 kg fuer den Weiter­flug). Rob meinte, er koenne alles gut gebrau­chen. Von Cairns flogen wir nach Alice Springs im Innern von Australien. Wie mir dort erzaehlt wurde, sind im Landesinneren Amateurfunker hoch geachtete Leute, da die Kurzwelle auch noch im praktischen, taeglichen Gebrauch genutzt wird und nicht nur fuer den Notfunk. Die Amateurfunker sorgen sicher dafuer, dass die Kommunikation in dem wei­ten Land klappt. Die meisten Leute haben an ihrem 4X4 eine Mobilantenne fuer Kurzwelle. Auch sind deswegen die gesetzlichen Bestimmungen sehr viel anders als in Deutschland.

news148 22Die Fahrt durch das Zentrum von Australien, dem „Roten Land“, auf roten Schotterstrassen mit dem Jeep, die Begegnung mit den Nachkommen der Ureinwohner, den Aborigines und den einzigartigen Felsen wie Ayers Rock (einheimisch: Uluru) und den Olgas (Kata Tjuta), sowie die Sonnenaufgaenge und Sonnenunter­gaenge sind ein einmaliges Erlebnis.
Von Ayers Rock ging es per Flugzeug weiter nach Perth.

Perth, gelegen an der Westkueste von Australien, hat mich positiv ueberrascht. Die Stadt selber hat ein eigenes Flair, so in Richtung „Klein San Francisco“ und die Straende noerdlich von Perth sind weiss und einfach traumhaft. Noch weiter Richtung Norden nach Broome gibt es Sandstraende mit feuer-rostrotem Sand.

news148 23Jetzt bereiteten wir uns auf den Rueckflug vor.

Was generell die Mitnahme von Funkgeraeten oder Teile davon als aufgegebenes Gepaeck oder Hand­gepaeck betrifft, hatten wir nur in Frankfurt ein Problem. Dort wurde der DX 70 auf Sprengstoff geprueft und dem Sicherheitsbeamten, der unser Gepaeck durchleuchtet hat, musste ich das Bild, wegen der RG 58-Spirale, erklaeren. Bei allen anderen genannten Stationen gab es keine Nachfragen. Mit dem Gewicht gab es auf dem Rueckflug immer wieder einige Probleme.

4000 km mit dem Camper, 1500 km mit dem 4X4-Gelaendewagen und 900 km mit dem Pkw, fast einmal um den Erdball mit dem Flugzeug, manches Mal etwas anstrengend, aber es hat sich gelohnt.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich neben den einmaligen Naturerlebnissen auch mit der Ausbeute der Funkerei ueberaus zufrieden bin. Alles war optimiert. Ich wollte keine Super-Pile Up Station haben. Mit dem Dipol habe ich sehr viele schoene Verbindungen getaetigt, auch durch Mithilfe vieler Amateurfunker weltweit. Die weltweite Verbindung gibt es also noch. Ich hoffe es bleibt auch so.

Also, mit 5 kg ist man dabei.

Karl DL7KK

 

 

 

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